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Planetare Grenzen: Wie man dank Forschungs- und Entwicklungsstrategien über eine Reduktion des CO2-Fußabdrucks hinausgeht

Veröffentlicht am 14 März 2025 Lesen 25 min

Der Einfluss des Menschen auf die Umwelt ist heute nicht mehr zu übersehen und steht aktuell im Zentrum der strategischen Ausrichtung von Unternehmen. Bis jetzt richteten viele Unternehmen ihre Anstrengungen auf die Reduktion ihres CO2-Fußabdrucks. In den letzten Jahren ist jedoch das Konzept der „planetaren Grenzen“ aufgekommen, das auch andere Auswirkungen berücksichtigt, wie beispielsweise den Einfluss auf die Biodiversität und die Nutzung von Wasserressourcen. Aber was genau umfassen diese planetaren Grenzen? Wie werden sie definiert und warum ist es wichtig, sie zu quantifizieren? In diesem Artikel möchten wir von Alcimed Ihnen die planetaren Grenzen näherbringen und ihre Bedeutung bei der Analyse von Umweltauswirkungen aufzeigen.

Die planetaren Grenzen – Garanten für unser Überleben in einem sicheren Ökosystem

Die Erde ist ein System, dessen Gleichgewicht seit dem 19. Jahrhundert und der industriellen Revolution durch menschliche Aktivitäten stark gestört wird. Die CO2-Werte in der Atmosphäre sind explodiert – von 282 ppm im Jahr 1800 auf 412 ppm im Jahr 2020 – was zu einer extrem schnellen globalen Erwärmung geführt hat. Darüber hinaus geht die Biodiversität zurück und das Ausmaß des Artensterbens könnte 100-mal höher sein als bei früheren Artensterben.

Im Kontext dieser sich schnell verändernden Umwelt wurden neun planetare Grenzen identifiziert:

  • der Klimawandel,
  • der Rückgang der Biodiversität,
  • die Veränderung der Landnutzung,
  • der Süßwasserkreislauf,
  • die Störung der Stickstoff- und Phosphorkreisläufe,
  • die Versauerung der Ozeane,
  • die Zunahme der Aerosolkonzentration in der Atmosphäre,
  • die Zerstörung der Ozonschicht,
  • die Einführung neuer Stoffe in die Biosphäre.

Diese planetaren Grenzen dienen als Grundlage für die Bewertung und Überwachung der durch den Menschen verursachten Umweltveränderungen, die die Stabilität der Ökosysteme gefährden könnten. Jede dieser planetaren Grenzen ist durch eine Kontrollgröße definiert, die von der wissenschaftlichen Gemeinschaft festgelegt wurde und einen Schwellenwert darstellt, den die Menschheit nicht überschreiten sollte, wenn sie ihr Überleben in einem sicheren Ökosystem nicht gefährden will.

Die Bedeutung der Wechselwirkungen zwischen den planetaren Grenzen

Obwohl die Grenzen einzeln definiert sind, wirken sie zusammen, was ihre Analyse erschwert. Das Überschreiten einer Grenze kann das Überschreiten einer oder mehrerer anderer nach sich ziehen und eine Kettenreaktion auslösen.

Beispielsweise ist die Versauerung der Ozeane mit der Zunahme der CO2-Konzentration in der Atmosphäre verbunden. Diese Zunahme führt zu chemischen Reaktionen an der Oberfläche der Ozeane, die einen Rückgang des pH-Werts zur Folge haben. Der Klimawandel hat also direkte Auswirkungen auf die Versauerung der Ozeane.

Es ist daher sehr wichtig, einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen, um die Auswirkungen menschlicher Aktivitäten auf die Umwelt bestmöglich zu analysieren. Dies erscheint in einem Kontext, in dem bis dato hauptsächlich auf die Reduktion von CO2-Emissionen geachtet wurde, nicht unbedingt offensichtlich. Die Betrachtung der CO2-Emissionen ist in der Tat notwendig, aber nicht ausreichend, da sie sich nur auf eine der neun planetaren Grenzen bezieht: den Klimawandel.

Im Jahr 2023 wurden von den neun definierten planetaren Grenzen bereits sechs überschritten: der Klimawandel, der Rückgang der Biodiversität, die Veränderung der Landnutzung, der Süßwasserkreislauf, die Störung der Stickstoff- und Phosphorkreisläufe sowie die Einführung neuer Stoffe in die Biosphäre.

Es ist daher entscheidend, die Auswirkungen unserer Aktivitäten und Entwicklungen auf all diese Grenzen zu bewerten, um eine ganzheitliche Sichtweise zu erhalten. Diese ermöglicht es erst, die menschlichen Effekte zu reduzieren, die diese Schwellen gefährden und das Ökosystem auf der Erde in Gefahr bringen könnten.

Hin zu einem ganzheitlichen Ansatz, um bereits in der F&E-Phase die Auswirkungen auf die planetaren Grenzen zu antizipieren

Es ist wichtig, bereits in der Forschungs- und Entwicklungsphase (F&E) die potenziellen Auswirkungen von Produkten auf die planetaren Grenzen zu bewerten, um diese frühzeitig zu antizipieren und Innovationsprozesse bestmöglich zu steuern.

Wir von Alcimed haben daher einen ersten Ansatz in drei Schritten entwickelt, um im Rahmen der Produktentwicklung schnell die Auswirkungen auf die planetaren Grenzen zu identifizieren:

  1. Erster Schritt: Bewertung der direkten Auswirkungen auf jede der Grenzen. Diese Bewertung zielt darauf ab, festzustellen, ob die Innovation die Situation verbessert, verschlechtert oder keine Veränderung bewirkt.
  2. Zweiter Schritt: Bewertung der Wechselwirkungen zwischen den Grenzen, indem je nach Auswirkungen unterschiedlich gewichtet wird.
  3. Dritter Schritt: Kombination der direkten und indirekten Ansätze, um schließlich einen Impact-Score für jede der planetaren Grenzen zu erhalten.

Dieser Ansatz ermöglicht es, auf zwei Ebenen zu arbeiten: auf der Ebene des Einzelprojekts und auf der Ebene eines Projektportfolios. Für ein Einzelprojekt hebt dieser Prozess die wichtigsten planetaren Grenzen hervor, die betroffen sind, und kann als Ausgangspunkt für neue Überlegungen dienen, um die Situation zu verbessern. Für ein Projektportfolio führt dieses Scoring ein neues Auswahlkriterium ein. Über die Kohlenstoffemissionen hinaus ermöglicht es die Identifizierung von Projekten mit erheblichen Umweltfragen, die auf globaler Ebene berücksichtigt werden sollten.

Wenn Sie bei der Bewältigung dieser neuen Herausforderungen rund um die Analyse der planetaren Grenzen begleitet werden möchten, zögern Sie nicht, unser Team zu kontaktieren!


Über den Autor, 

Vincent, Business Unit Manager in Alcimeds Chemie- und Materialteam in Frankreich

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