Was sind die aktuellen Standards der Glaukom-Behandlung ?
Das Glaukom (engl.: glaucoma) ist weltweit die häufigste Ursache für dauerhafte Erblindung. Es handelt sich hierbei um eine heterogene Gruppe chronisch fortschreitender Erkrankungen, die den Sehnerv des Auges schädigen, mit einer Prävalenz von 3-5% der 40–80-jährigen Population[1].
Die Entstehungsmechanismen sind noch nicht vollständig aufgeklärt und es wurden bisher hauptsächlich Risikofaktoren (z. B. höheres Lebensalter, erhöhter Augeninnendruck, starke Kurzsichtigkeit, positive Familienanamnese) identifiziert.
Chronische Formen sind für den Patienten schmerzlos, die Symptome treten er spät auf, und der Verlust der Sehkraft kann nur verlangsamt oder aufgehalten werden, wenn die Erkrankung frühzeitig diagnostiziert und behandelt wird. Zur Diagnose stehen Ophthalmoskopie, Tonometrie, Perimetrie und bildgebende Verfahren zur Verfügung.
Die Behandlung von Patienten mit der Diagnose Glaukom konzentriert sich auf die Senkung des Augeninnendrucks (IOD) durch die Gabe von topischen Medikamenten in Form von Augentropen (z. B. Prostaglandine, Betablocker, Carboanhydrase-Hemmer), Laserbehandlungen, chirurgische Eingriffe oder eine Kombination dieser Verfahren.
Die Grenzen der derzeitige Therapie lassen sich wie folgt zusammenfassen: geringe Therapietreue (insbesondere aufgrund der häufigen Verabreichungszyklen), geringe Bioverfügbarkeit der Medikamente (weniger als 10% der Medikamente werden vom Auge aufgenommen) und Irreversibilität der glaukombedingten Erblindung[2].
Was sind die fortschrittlichsten Verfahren für die Behandlung einer Glaukom-Erkrankung?
Vielversprechende neue Forschungsergebnisse geben Patienten Anlass zu Optimismus. Alcimed stellt hier die neuesten Fortschritte auf dem Gebiet der Glaukom-Behandlung vor, darunter Nanotechnologie, Neuroprotektion, regenerative Medizin und Gentherapie.
Anstehende Kommerzialisierung von nanomedizinischen Geräten für die Behandlung von Glaukom-Erkrankungen
In der Nanomedizin kommen verschiedene Nanotechnologische Prinzipien (z. B. Nanopartikel, Nanosuspensionen, Nanodiamanten, Liposome) zur Anwendung, um eine nachhaltige Freisetzung und eine bessere Bioverfügbarkeit zu gewährleisten (z. B, in der Anwendung von topischen Augentropen bei der Glaukom-Behandlung).
Die Anwendung von Nanotechnologien auf ophthalmologische Produkte (z. B. Kontaktlinsen oder Augenimplantate) hat es ermöglicht eine langsame und kontrollierte Langzeitfreisetzung von Arzneimitteln zu entwickeln, die mit einer geringeren Arzneimitteldosis eine ähnliche oder bessere pharmakotherapeutische Wirkung erzielen als die derzeit verfügbaren Optionen.
Darüber hinaus wird derzeit ein permanentes Implantat zur kontinuierlichen Überwachung des Augeninnendrucks in klinischen Studien im Hinblick auf eine kommerzielle Nutzung getestet.
Andere ophthalmologische Produkte nutzen die Hydrogel-Technologie zur Behandlung des Grünen Stars als Versiegelung von OP-Einschnitten in das Auge, da sie das Austreten von Flüssigkeiten besser verhindern als herkömmliche Nähte in der Augenchirurgie, oder auch zur Verabreichung von Medikamenten mit Hilfe von Nanopartikeln.
Neuroprotektion und regenerative Medizin als neue Glaukom-Therapie für Patienten im Frühstadium
Rund um die Themen Neuroprotektion, dem Einsatz von neuroprotektiven Wirkstoffen wie Neurotrophin zur Verlangsamung des Krankheitsverlaufes, (gleichzeitige) Behandlung mit geeigneten Stammzellen und Nanotechnologien zur Regeneration des geschädigten Sehnervs ist in den vergangenen Jahren umfangreiche Literatur erschienen.
Da die geschädigten Nervenfasern des Auges in der Lage sind, sich selbst zu reorganisieren und die Schädigung durch die Bildung eines neuen neuronalen Netzwerks zu reparieren, werden Verfahren für die Rehabilitation auf der Grundlage der neuronalen Plastizität erforscht, um die Patienten so zu behandeln, dass ihre verbliebene Sehkraft stimuliert wird. Diese Strategie ist jedoch nicht anwendbar, wenn der Sehnerv vollständig geschädigt ist.
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Genomforschung als erster Schritt zu neuen Glaukom-Behandlungen
Genomweite Studien zur Identifizierung neuer Gene, die mit dem Glaukom in Verbindung stehen, sind unerlässlich, um die der Erkrankung zugrunde liegenden Mechanismen besser zu verstehen und die Behandlungsmöglichkeiten für Patienten zu verbessern. In der Praxis könnte dies bedeuten: verbesserte Tests, neue Targets für klinische Studien und die Entwicklung von Therapieansätzen, die auf diese Gene abzielen. Dies ist der erste Schritt auf dem Weg zu einer optimalen Behandlung durch personalisierte Therapie.
Kürzlich erst gelang es Forschern in einer Studie, das Sehvermögen von Mäusen durch Gentherapie wieder herzustellen, indem sie die Augenzellen der Netzhaut so manipulierten, dass die Funktion des Gens wieder hergestellt wurde. Dies ist der erste erfolgreiche Versuch, den durch das Glaukom verursachten Sehverlust rückgängig zu machen und nicht nur sein Fortschreiten aufzuhalten. Zukünftiges Ziel ist es, den biologischen Defekt bei Patienten mit Glaukom zu beheben.
Das Zukunftsszenario für die Glaukom-Behandlung lässt sich wie folgt zusammenfassen: ein besseres Verständnis der Erkrankung, innovative Verfahren der Medikamentenverabreichung, Technologien und Therapien, die auf Heilung und nicht nur auf die Behandlung von Symptomen ausgerichtet sind. Darüber hinaus könnten genetische Analysen den Ärzten helfen, bereits vor der Behandlung die Patientengruppe zu identifizieren, die am besten auf eine bestimmte Therapie anspricht. Wir werden den innovativen Fortschritt im Bereich der Glaukom-Behandlung weiterverfolgen und können Sie bei der Entwicklung Ihrer Geschäftsidee unterstützen. Zögern Sie nicht, unser Team zu kontaktieren!
Über die Autorin,
Nora, Consultant in Alcimeds Healthcare Team in Italien