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Natürliche Methoden zur Schädlingsbekämpfung: Welche Entwicklungen gibt es in der Branche?

Veröffentlicht am 25 April 2025 Lesen 25 min

Der Klimawandel, die zunehmende Verdichtung von Städten und die Mobilität der Bevölkerung sowie die durch die COVID-Pandemie bedingten Lockdowns haben maßgeblich zur Zunahme von Schädlingen beigetragen. Dies zeigt sich etwa in der Vermehrung von Nagetieren in städtischen Gebieten, dem Anstieg von Insektenpopulationen oder auch der verstärkten Ausbreitung von Bettwanzen in Wohnräumen. Die Bekämpfung dieser Schädlinge ist somit zu einer komplexen Herausforderung in Städten geworden – zumal Verbraucher zunehmend auf natürliche und umweltfreundliche Methoden zur Schädlingsbekämpfung setzen und den Einsatz chemischer Produkte vermeiden möchten. Diese Entwicklung führt zu einem tiefgreifenden Wandel im Bereich der öffentlichen Hygiene. Unser Team hat sich mit natürlichen Methoden befasst, die einen bedeutenden Fortschritt im Bereich der Schädlingsbekämpfung darstellen und eine Antwort auf die wachsenden gesellschaftlichen Erwartungen bieten.

Zunächst einmal: Was genau ist ein Schädling? Ein Organismus wird als Schädling bezeichnet, wenn seine Aktivitäten negative Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit oder auf menschliche Aktivitäten – insbesondere in der Landwirtschaft – haben. Dabei kann es sich um Tiere, Pflanzen, Viren, Pilze oder Bakterien handeln. In diesem Artikel konzentrieren wir uns ausschließlich auf Insekten und Nagetiere.

Starke Zunahme von Schädlingen in Stadt und Land

Sowohl in städtischen als auch in ländlichen Gebieten ist ein starker Anstieg der Schädlingspopulationen zu beobachten. Die Zahl der Nagetiere (Ratten und Mäuse) nimmt in beiden Bereichen zu, begünstigt beispielsweise durch die Zunahme von Kompoststellen in Städten oder die Lagerung von Tierfutter in der Landwirtschaft.

Bei den Insekten ist die Präsenz von Bettwanzen in urbanen Räumen insbesondere durch die zunehmende Mobilität und während der COVID-Pandemie durch die wiederholten Lockdowns verstärkt worden. Auch stechende Insekten (z. B. Wespen, asiatische Hornissen) und kriechende Insekten (z. B. Ameisen) breiten sich durch den Klimawandel sowohl in Städten als auch auf dem Land zunehmend aus.

Zur Bekämpfung dieser Schädlinge werden oft chemische Substanzen eingesetzt – etwa Antikoagulanzien oder hyperkalzämische Mittel gegen Nagetiere sowie Insektizide auf Basis von Carbamaten, synthetischen Pyrethroiden oder Neonicotinoiden. Der Einsatz solcher Mittel wird jedoch zunehmend kritisiert und durch strengere gesetzliche Auflagen reglementiert (wie beispielsweise in Frankreich durch das Verbot des Dauerauslegens von Rodentizid-Ködern zur Vorbeugung gegen Nagetierbefall). Zudem nehmen Resistenzen der Schädlinge zu, was die Wirksamkeit vieler Mittel verringert.

Ein weiterer Einschnitt: Die EU-Kommission veröffentlichte am 25. April 2022 im Rahmen des „Green Deals“ eine Liste von Chemikalien, die bis 2030 verboten werden sollen – darunter auch zahlreiche Wirkstoffe, die aktuell in Ratten- und Insektenbekämpfungsmitteln enthalten sind.

Neben regulatorischen Veränderungen steigt auch der gesellschaftliche Druck und die Nachfrage nach natürlichen, umweltfreundlicheren und gesundheitlich unbedenklichen Alternativen steigt.

Der Wandel im Bereich der öffentlichen Hygiene – auf dem Weg zu natürlichen Methoden der Schädlingsbekämpfung

Viele Hygienetechniker achten zunehmend nicht nur auf die Gesundheit ihrer Kunden, sondern auch auf ihre eigene. Neben dem Tragen persönlicher Schutzausrüstung (PSA) setzen sie verstärkt auf natürliche Alternativen, die zugleich umweltschonend sind.

Auch Privatpersonen – die ihre Schädlingsbekämpfungsmittel vorwiegend in Gartencentern kaufen – legen neben der Wirksamkeit der Produkte mehr Wert auf den Schutz der Gesundheit ihrer Familien, die Umweltverträglichkeit und die Herkunft der Mittel.

Zudem kommen in verschiedenen Bereichen – etwa in der ökologischen Tierhaltung sowie in der Lebensmittel- und Pharmaindustrie – immer häufiger alternative oder natürliche Verfahren zum Einsatz, da dort chemische Mittel nur begrenzt eingesetzt werden können.

Welche Alternativen nutzen Privatpersonen und Fachleute zur Schädlingsbekämpfung?

Zur Bewältigung der Herausforderungen im Bereich der Nagetier- und Insektenbekämpfung werden zunehmend präventive Maßnahmen als auch alternative Bekämpfungsmethoden genutzt. Zu den gängigen Maßnahmen zählen mechanische Verfahren, natürliche Mittel (z. B. ätherische Öle), thermische Verfahren, biologische Methoden und technologische Innovationen.

  • Mechanische/physikalische Verfahren

Diese Methoden sind vor allem bei Privatpersonen beliebt, da sie meist kostengünstig und umweltfreundlicher sind. Zahlreiche präventive Maßnahmen können helfen, die Ausbreitung von Nagetieren zu verhindern – etwa das Abdichten von Zugangspunkten in Häusern oder der Einsatz spezieller Barrieren. Auch der Einsatz von Fallen, die ohne Giftköder oder chemische Stoffe auskommen, ist eine effektive und nachhaltige Maßnahme.

Zur Bekämpfung von Insekten nutzen Privatpersonen häufig Klebefallen, die auch zur Überwachung der Insektenpopulation dienen.

Hygienetechniker setzen vermehrt Kieselgur (Diatomeenerde) als physikalisches Mittel ein – kostengünstig und auch in der Landwirtschaft einsetzbar. In der Lebensmittelindustrie finden außerdem elektrische Insektenvernichter Anwendung. Diese funktionieren mit LED-Licht, wodurch Kontaminationen durch toxische Substanzen vermieden werden können.

  • Natürliche Mittel

Ätherische Öle wie Citronella oder Geranium sind für ihre insektenabwehrende Wirkung bekannt, können aber auch Nagetiere fernhalten. Ebenso wirken bestimmte Pflanzen wie Minze, Salbei oder Lorbeer abschreckend. Diese Alternativen sind nicht nur erschwinglich, sondern auch sicher für Menschen und Haustiere – und werden deshalb von Privatpersonen zunehmend bevorzugt.

  • Technologische Innovationen

Innovative Systeme zur Nagetierbekämpfung basieren beispielsweise auf Ultraschall, der das Nervensystem der Tiere stört und sie vertreibt. Auch Monitoring-Systeme werden vermehrt genutzt, um das Vorhandensein von Nagetieren rechtzeitig zu erfassen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

In Lagerhäusern, Agrargenossenschaften und landwirtschaftlichen Betrieben kommen neue Technologien wie Kamera- und Wärmesondensysteme zum Einsatz, um Insektenpopulationen in Getreidesilos zu ausfindig zu machen (z. B. IoTrap von Javelot).

Diese chemiefreien, nachhaltigeren Lösungen ermöglichen eine gezielte Bekämpfung, sind jedoch derzeit vor allem in der Industrie verbreitet, da sie für Privatnutzer noch zu teuer sind.

Zur Bekämpfung hartnäckiger Insekten wie Bettwanzen, Kakerlaken oder Vorratsschädlingen können thermische Verfahren eingesetzt werden, die Insekten in allen Entwicklungsstadien vom Ei bis zum ausgewachsenen Insekt eliminieren. Die thermische Bekämpfung ist sehr effektiv, umweltfreundlich und funktioniert durch Eiweißgerinnung im Körper der Insekten. Aufgrund der hohen Kosten wird sie von Hygienetechnikern jedoch nur selten angewendet.

  • Biologische Methoden

Bisher noch wenig genutzt, aber vielversprechend: Die biologische Schädlingsbekämpfung zielt nicht auf die vollständige Ausrottung der Schädlinge ab, sondern auf eine Regulierung ihrer Population. Dabei werden natürliche Feinde wie Räuber (die die Insekten töten), Parasitoide (die Larven abtöten) oder pathogene Mikroorganismen (Viren, Bakterien) eingesetzt. Diese „Nützlinge“ können entweder gefördert oder künstlich in das betroffene Ökosystem eingebracht werden.

Der Bereich der öffentlichen Hygiene befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel, um den wachsenden Erwartungen der Verbraucher an umweltfreundlichere und gesundheitlich unbedenkliche Methoden zur Schädlingsbekämpfung gerecht zu werden. Diese Entwicklung bietet den Akteuren der Branche nicht nur die Chance, bestehende Produkte neu zu positionieren, sondern auch neue Produktlinien im Einklang mit dieser wachsenden Nachfrage zu entwickeln.

Wir begleiten Sie gerne bei dieser Transformation – kontaktieren Sie unser Team!


Über die Autorinnen, 

Manon, Consultant und Claire, Project Manager in Alcimeds Life Sciences Team in Frankreich

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