Kosmetik

5 Hebel zur Verbesserung des Öko-Designs von Kosmetik, damit sie den Anforderungen des Green Deal entspricht

Veröffentlicht am 08 Januar 2025 Lesen 25 min

Die Kosmetikbranche hat sich zum Ziel gesetzt, ihre Umweltauswirkungen zu reduzieren. Kosmetikhersteller müssen sich an die aus dem europäischen Green Deal resultierenden Richtlinien anpassen und versuchen, zukünftige Vorschriften zu antizipieren. In diesem Artikel fassen wir von Alcimed die aktuellen und zukünftigen technischen Herausforderungen des Green Deal zusammen und analysieren die Lösungen, die die Industrie für jeder Phase des Lebenszyklus von Kosmetikprodukten anbietet.

Hebel Nr. 1: die Entwicklung der Formel

Mit dem Green Deal wurden mehrere neue Verbote für einen verstärkten Umweltschutz eingeführt (PFAs, nicht biologisch abbaubares Mikroplastik, Einfuhr von Palmöl ohne Möglichkeiten der Rückverfolgbarkeit) und Hunderte von Stoffen müssen noch immer mit Blick auf neue Beschränkungen hin geprüft werden. Einige Hersteller versuchen, diesen Beschränkungen zuvorzukommen, indem sie alle ihre Inhaltsstoffe auf ihre Unbedenklichkeit hin prüfen. Mit den derzeitigen Methoden ist es jedoch nicht immer möglich, eine große Menge an Inhaltsstoffen angemessen zu prüfen. Die Industrie arbeitet daher gemeinsam mit Forschungsinstituten oder zwischenstaatlichen Organisationen an der Entwicklung dieser neuen Methoden, wie z. B. im Rahmen der ICCS (International Collaboration on Cosmetic Safety).

Andererseits entscheiden sich einige Marken wie Typology dafür, ihre Formeln zu vereinfachen, um die Anzahl der Inhaltsstoffe und damit die potenziellen Auswirkungen auf die Gesundheit und die Umwelt zu begrenzen. Dies knüpft an die Arbeit der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) an der Einführung eines „Mischungsbewertungsfaktors“ (engl.: „Mixture Assessment Factor“ oder „Mixture Allocation Factor“) an, um die Auswirkungen von Stoffen nach der Formulierung besser zu erfassen.

Hebel Nr. 2: die Notwendigkeit der Rückverfolgbarkeit von Rohstoffen

Mit dem Green Deal hat sich die EU zum Ziel gesetzt, ein Höchstmaß an Rückverfolgbarkeit zu fördern, um sozialen und ökologischen Risiken vorzubeugen. So wurde 2024 von 15 führenden Industrieunternehmen des französischen Kosmetikmarktes das TRASCE-Konsortium ins Leben gerufen. Ziel des Konsortiums ist es, die Mittel und Kenntnisse der Unternehmen zu bündeln, um die verschiedenen Etappen und Akteure der Rohstoffbeschaffung (Produktion, Gewinnung, Verarbeitung…) genau zurückzuverfolgen.

Hebel Nr. 3: Produktion und Transport – große Herausforderungen im Energiebereich

Die Produktion ist ein Schritt, den viele marktführende Industrieunternehmen weitgehend unter Kontrolle haben, da sie eigene Produktionsstätten betreiben. In ihren eigenen Fabriken können sie umweltfreundlichere Prozesse entwickeln, indem sie in die Modernisierung ihrer Maschinen und Infrastruktur investieren. Infolge der erlassenen Richtlinien zum Energie- und Wasserverbrauch sowie zur Abfallwirtschaft haben viele Unternehmen ihre Fabriken besser isoliert, erneuerbare Energien eingeführt, neue effiziente Kältetechnik eingeführt und ihren Wasserverbrauch (Reinigen, Kühlen, …) reduziert. Die Umweltauswirkungen der Produktion, die von Zulieferern durchgeführt wird, sind schwieriger zu bewerten und zu verbessern, aber viele Unternehmen geben ihren Zulieferern Richtlinien an die Hand, um sie zu ähnlichen Praktiken zu bewegen.

Ähnlich verhält es sich beim Transport: Einige Unternehmen setzen elektrische Transportmittel ein oder ersetzen ihre Lastwagen durch intermodale Systeme. Zu erwähnen ist auch, dass durch den Green Deal eine Art CO2-Steuer für den Seeverkehr eingeführt wurde. Diese wird sich zwangsläufig auf die Preise der importierten Rohstoffe und der exportierten Endprodukte auswirken, auch in der Kosmetikindustrie.

Hebel Nr. 4: die Verpackung als traditionelles Instrument der Verbraucherkommunikation

20 % der Treibhausgasemissionen von Kosmetikprodukten sind auf ihre Verpackungen zurückzuführen. In Bezug auf die Art der Verpackung zielt der Green Deal darauf ab, Einwegkunststoffe zu begrenzen oder zu verbieten. Bisher haben Hersteller vor allem die Umstellung auf recycelbare und recycelte Kunststoffe in Betracht gezogen, aber einige Marken testen auch Lösungen für nachfüllbare Flaschen. So haben sich beispielsweise die Unternehmen Laboratoires Pierre Fabre, Expanscience, Garancia, La Rosée Cosmétiques und Bioderma (NAOS) zusammengeschlossen, um diese Alternative in Apotheken anzubieten. Die Reduzierung des Wasseranteils in Kosmetika oder sogar in festen Kosmetika kann auch eine Lösung sein, um Verpackungen zu reduzieren.

Andererseits sollen die Verbraucher durch die Einführung eines digitalen Produktpasses und das Verbot irreführender Umweltangaben in die Lage versetzt werden, nachhaltigere Entscheidungen zu treffen. Die Branche steht also vor zwei Herausforderungen:

  • Den Verbrauchern klare und transparente Informationen zu geben, indem sie selbst Akteure bei der Bewertung von Produktrisiken sind. Ein EcoBeautyScore wird derzeit von einem Konsortium von Unternehmen entwickelt, das ein einheitliches Informationsinstrument für die Verbraucher einführen möchte.
  • Den Verbrauchern einen einfachen Zugang zu Informationsmaterial zu ermöglichen, während gleichzeitig die Verpackung reduziert wird. Der Übergang zu digitalen Informationsplattformen wird von vielen als zukunftsweisende Lösung angesehen (mehr Übersichtlichkeit, weniger Plastikmüll).

Erfahren Sie, wie unser Team Sie bei Ihren Projekten im Zusammenhang mit dem Ecodesign begleiten kann >


Hebel Nr. 5: Verwendung von Produkten und Abfallmanagement

Insgesamt ist die Verwendung von Kosmetikprodukten für 40 % der Treibhausgasemissionen des Sektors verantwortlich. Von allen Kosmetikprodukten haben „Rinse-off-Produkte“ die größten Auswirkungen bei der Verwendung.1Martins et Marto, A sustainable life cycle for cosmetics: From design and development to post-use phase, Sustainable Chemistry and Pharmacy 2023: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2352554123002127 Sie benötigen eine große Menge Wasser zum Abspülen und ihre Inhaltsstoffe gelangen in das Abwasser, was bei unsachgemäßer Aufbereitung zu potenziellen Auswirkungen auf das aquatische Ökosystem führen kann. In der Europäischen Union stammen 92 % der in den Abwässern gefundenen toxischen Schadstoffe aus der Kosmetik- und Pharmaindustrie.2https://environment.ec.europa.eu/topics/water/urban-wastewater_en Mit dem Green Deal werden die Hersteller für die Verschmutzung durch ihre Produkte zahlen müssen. Daher haben sie ein Interesse daran, ihre Produkte entsprechend zu gestalten.

In Bezug auf den Wasserverbrauch setzen die engagiertesten Unternehmen technische Lösungen um, wie z. B. einen schnell abspülbaren Schaum als Ersatz für eine Creme (Procter & Gamble) oder einen Duschkopf mit geringerem Verbrauch (L’Oréal und Gjosa), um Privatpersonen dabei zu helfen, ihren Wasserverbrauch zu reduzieren.

Auf die Kosmetikbranche entfielen im Jahr 2020 etwa 0,5 bis 1 % der weltweiten Treibhausgasemissionen.3Make Up The Future, levers of change for a sustainable cosmetics business, Quantis, 2020. Der Green Deal betrifft die Kosmetikindustrie alle anderen Industriezweige und gab der Branche mit der ESPR-Regelung (Ecodesign for Sustainable Products Regulation) einen Leitfaden für die umweltgerechte Gestaltung von Produkten an die Hand. Diese Verordnung weist insbesondere auf die Notwendigkeit hin, nachhaltigere Produkte und Methoden zu verwenden, aber auch auf die Notwendigkeit, diese nachhaltigen Praktiken nachweisen zu können. Dies bedeutet, dass die Branche die technischen, finanziellen und logistischen Mittel bereitstellen muss, um ihre Produkte und Praktiken zu bewerten, ihre Rückverfolgbarkeit zu gewährleisten und moderne Ökodesign-Tools und -Methoden einzuführen.

Täglich werden neue technische und logistische Lösungen von Forschungsteams und Unternehmen entwickelt, um für jeden Schritt im Produktlebenszyklus eine Antwort auf bestimmte Probleme zu finden. Allerdings ist die Konkurrenz groß und alle versuchen, so schnell wie möglich die optimalsten Lösungen zu finden. Gleichzeitig besteht die Landschaft der Kosmetikbranche überwiegend aus kleinen und mittleren Unternehmen und diese Unternehmen haben nicht immer die Mittel, um diese Lösungen intern zu implementieren. Unser auf Kosmetik spezialisiertes Team kann Sie bei Ihren Projekten rund um zukunftsorientierte Lösungen begleiten. Zögern Sie nicht, unser Team zu kontaktieren!


Über die Autorin, 

Agathe, Consultant in Alcimeds Kosmetik- und Luxusteam in Frankreich

Sie haben ein Projekt?

    Erzählen Sie uns von Ihrem unerforschten Gebiet

    Sie haben ein Projekt und möchten es mit unseren Entdeckern besprechen? Schreiben Sie uns!

    Ein Mitglied unseres Teams wird sich in Kürze mit Ihnen in Verbindung setzen.


    Weiterführende Informationen