Was ist Hyaluronsäure und wie wird sie bei ästhetischen Eingriffen verwendet?
Hyaluronsäure ist ein Polysaccharid-Molekül und einer der Hauptbestandteile des Bindegewebes, das eine gallertartige Matrix bildet, die die Zellen umgibt. Ihre wasserbindenden und wasseranziehenden (hygroskopischen) Eigenschaften ermöglichen es, die Lücken zwischen den Bindegewebsfasern Kollagen und Elastin in der Dermis zu füllen. Hyaluronsäure wird von den Fibroblasten in der Dermis synthetisiert und innerhalb weniger Stunden wieder abgebaut. Abgebaute Hyaluronsäure-Fragmente regen wiederum die Fibroblasten zur Produktion von Hyaluronsäure und Kollagen an. Dieses Gleichgewicht, die so genannte „Homöostase“, wird jedoch im Laufe der Zeit gestört, und die natürliche Hyaluronsäureproduktion nimmt allmählich ab, was zum Teil die Hautalterung erklärt. Um dem entgegenzuwirken, bieten Unternehmen eine breite Palette von Produkten auf Hyaluronsäurebasis an. Darin finden sich zwei Haupttypen von Hyaluronsäure:
Vernetzte Hyaluronsäure
Die Vernetzung ist ein chemischer Prozess, bei dem ein Komplexbildner verwendet wird, um lineare Hyaluronsäuremoleküle miteinander zu verbinden, wodurch neue Strukturen entstehen, die aus mehreren Hyaluronsäurefilamenen mit höherem Molekulargewicht bestehen. Je höher der Vernetzungsgrad ist, desto kompakter ist das Produkt und desto größer ist seine Widerstandsfähigkeit gegenüber dem natürlichem Abbau. Vernetzte Hyaluronsäure ist also ein synthetisches Produkt.
Vernetzte Hyaluronsäure wird für Injektionen von „klassischen“ Dermalfüllern auf Hyaluronsäurebasis verwendet. Ihre Hauptanwendung ist die Auffüllung tiefer Falten und die Wiederherstellung des Volumens. Die Wirkungsdauer liegt je nach Patient und verwendetem Produkt zwischen 6 und 12 Monaten oder länger.
Unvernetzte Hyaluronsäure
Unvernetzte Hyaluronsäure kommt der natürlich in unserer Haut vorhandenen Hyaluronsäure am nächsten. Sie wird in Mikroinjektionen für die Mesotherapie und in Feuchtigkeitscremes verwendet, um die Haut aufzupolstern und ihr Feuchtigkeit zu spenden. Sie wird häufig mit Vitaminkomplexen kombiniert. Unvernetzte Hyaluronsäure hat eine sofortige Wirkung innerhalb von 24-48 Stunden, aber auch eine progressive, längerfristige Wirkung über mehrere Sitzungen hinweg, dank ihrer Wirkung auf die Stimulierung der Fibroblasten (Bindegewebezellen).
Der weltweite Boom der Hyaluronsäure-Injektionen
Hyaluronsäure-Injektionen sind sehr beliebt. Sie stehen nach Botulinumtoxin weltweit an zweiter Stelle der Top 5 der nicht-chirurgischen Verfahren und machten 2021 30 % aller nicht-chirurgischen Verfahren aus.
Die weite Verbreitung von Hyaluronsäure führt teilweise zu problematischen Entwicklungen wie der Verharmlosung von Risiken, mangelnde Transparenz in Bezug auf die Formulierungen und Injektionen, die von nicht autorisiertem Personal durchgeführt werden.
Herausforderungen und Bedenken im Zusammenhang mit der Verwendung von Hyaluronsäure
Herausforderung Nr. 1: über die potenziellen Risiken von vernetzten Hyaluronsäure-Fillern informieren
Unter den nicht-chirurgischen ästhetischen Verfahren können vernetzte Filler auf Hyaluronsäurebasis Komplikationen hervorrufen, die von leichten Nebenwirkungen (Rötungen, Blutergüsse usw.) bis hin zu seltenen, aber sehr schwerwiegenden Folgen (Infektionen, Nekrosen, dauerhafte Asymmetrien, Gefäßverschlüsse, Schlaganfall, Erblindung und sogar Tod) reichen.
Abgesehen davon, dass es sich bei der Injektion selbst um ein riskantes Verfahren handelt, ist der Abbau von vernetzter Hyaluronsäure (die vom Körper als Fremdkörper betrachtet wird) bis heute unklar. Noch Jahre nach der Injektion können Nebenwirkungen wie Schwellungen auftreten und Rückstände von vernetzter Hyaluronsäure sind noch in der Haut nachweisbar.
Hersteller sollten zumindest auf den Verpackungen und Beipackzetteln der auf dem Markt befindlichen Produkte über die Art der Hyaluronsäure, ihre Funktion und ihren Verbleib aufklären. Nur so kann das Bewusstsein der Ärzte und Patienten für die damit verbundenen Risiken geschärft werden.
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Herausforderung Nr. 2: die Kommunikation über die Wirkung von Hyaluronsäure verbessern und die Rückverfolgbarkeit von injizierbaren Produkten gewährleisten
Die Angaben, die Hersteller und Vertreiber injizierbarer Produkte in Bezug auf die genaue Formulierung ihrer Hyaluronsäure auf Verpackungen und Beipackzetteln machen, sind oft schwammig. Leicht vernetzte und unvernetzte Hyaluronsäure werden manchmal verwechselt.
So geben beispielweise Händler an, dass die in der Mesotherapie verwendete Hyaluronsäure unvernetzt ist, während die Hersteller/Anwender von leicht vernetzter, stabilisierter oder verstärkter Hyaluronsäure sprechen.
Oft wird auch Hyaluronsäure in topischen Formulierungen mit Hyaluronsäure in injizierten Fillern verwechselt. Einige topische Hyaluronsäure-Produkte werden irreführenderweise als topische „Filler“ vermarktet. Topische Hyaluronsäure hydratisiert jedoch aufgrund der Größe der Moleküle nur die Oberfläche und wirkt nicht wie ein Filler.
Eine klare Kommunikation seitens der Hersteller über die Rolle und Wirkung von Hyaluronsäure in den verschiedenen Injektionsprodukten oder topischen Anwendungen ist daher unerlässlich.
Darüber hinaus sind kosmetische Injektionsmittel für die breite Öffentlichkeit bei Einzelhandelsriesen und Online-Marktplätzen leicht erhältlich, ohne dass Informationen zum Nachweis der medizinischen Zulassung erforderlich sind.
Strenge Vorschriften für den Vertrieb von Injektionspräparaten und für eine echte Rückverfolgbarkeit der Produkte erscheinen daher notwendig.
Herausforderung Nr. 3: den medizinischen Status von Hyaluronsäure-Injektionsverfahren klären
Die Vereinigten Staaten und Brasilien sind die beiden führenden Länder, was die Zahl der jährlich durchgeführten Hyaluronsäure-Injektionen angeht (30 % bzw. 7 % der weltweit im Bereich der plastischen Chirurgen durchgeführten Hyaluronsäure-Injektionen). Ein sehr breites Spektrum von Ärzten und Heilpraktikern, von denen einige nicht qualifiziert sind, führen solche Verfahren unter sehr unterschiedlichen Arbeitsbedingungen durch.
In den USA und Brasilien dürfen nur Ärzte und Zahnärzte Injektionen durchführen, Sanitäter und Krankenschwestern je nach den Vorschriften des jeweiligen Landes und Staates nur unter Aufsicht. Es besteht jedoch Rechtsunsicherheit hinsichtlich der genauen Definition der ärztlichen Aufsicht und der Delegation eines medizinischen Vertreters an einen Assistenten oder eine Krankenschwester.
Andererseits dürfen in diesen Ländern und im Rest der Welt Fachleute für Ästhetik ohne medizinische Qualifikation keine Injektionen durchführen. Diese Fachleute arbeiten in Medical Spas oder Schönheitskliniken, die in den USA und Brasilien 50 % des Marktes für ästhetische Behandlungen ausmachen. In diesen Zentren treten jedoch mehr Nebenwirkungen und Komplikationen im Zusammenhang mit Hyaluronsäure-Injektionen auf als bei medizinischen Fachkräften, was beweist, dass die Injektionen dort illegal und weniger sicher durchgeführt werden.
Diese Zentren bieten nämlich kostengünstigere Verfahren an, die den Patienten mehr Möglichkeiten bieten, da es keine standardisierten Behandlungsprotokolle gibt. Infolgedessen kommt es bei den Patienten häufiger zu Komplikationen, die auf die mangelnde Ausbildung, Schulung und Erfahrung in diesen Zentren zurückzuführen sind.
Die Grenzen zwischen medizinischen und ästhetischen Verfahren verschwimmen – zum Nachteil der Verbraucher – immer mehr.
Injektionen sollten nicht als einfacher, trivialer Akt betrachtet werden und der medizinische Status von Injektionsverfahren sollte überdacht werden. So empfiehlt beispielsweise die American Med Spa Association, dass unabhängig davon, ob ein Staat eine Behandlung als „nichtmedizinisch“ eingestuft hat, die betreffende Behandlung als medizinische Behandlung betrachtet werden sollte, wenn sie der Definition eines medizinischen Verfahrens entspricht, d. h. Auswirkungen auf lebendes Gewebe hat.
Im Hinblick auf die Verbrauchersicherheit sollte die weit verbreitete Verwendung von Produkten auf Hyaluronsäurebasis neu geregelt werden. Dazu sollten die Eigenschaften und die Verwendung dieses Moleküls klar kommuniziert werden, um die gesamte Wertschöpfungskette vom Hersteller bis zum Verbraucher zu sensibilisieren. Wir von Alcimed stehen Ihnen zur Seite, um Sie bei Ihren Projekten für die Kosmetik von morgen zu begleiten. Zögern Sie nicht, unser Team zu kontaktieren!
Über die Autorin,
Ella, Consultant in Alcimeds Kosmetik- und Luxusteam in Frankreich