Öffentlich-private Partnerschaften: Verbesserung des Zugangs zu Gesundheitssystemen
Diese Art von Initiative leistet einen Beitrag zur Reduktion von Ungleichheiten in der globalen Gesundheitsversorgung sowie zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen.
Öffentlich-private Partnerschaften (ÖPP) stellen Vereinbarungen zwischen Regierungen, Zivilgesellschaften, Nichtregierungsorganisationen (NRO) und privaten Akteuren dar, welche in kooperativer Weise zusammenwirken, um der Bevölkerung Vorteile zu verschaffen. In der pharmazeutischen Industrie zielt diese Art von Partnerschaften in der Regel darauf ab, den Zugang zu Gesundheitssystemen zu verbessern, indem das vorhandene Wissen und die vorhandenen Ressourcen optimal genutzt werden.
Ein wesentliches Ziel zahlreicher ÖPPs besteht in der Konzeption und Umsetzung von Maßnahmen zur Bewältigung von Herausforderungen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Als Beispiel kann hier die „Health Worker Training Initiative“ angeführt werden. Die Leitung dieser Partnerschaft obliegt Last Mile Health und Living Goods, zwei Nichtregierungsorganisationen, deren Ziel die Verbesserung von Zugang und Qualität der medizinischen Grundversorgung in afrikanischen Ländern ist. Zu diesem Zweck erfolgt eine Zusammenarbeit mit privaten Unternehmen und Organisationen wie Pfizer, GSK, Johnson & Johnson, Lilly, Novartis und der Bill & Melinda Gates Foundation. Die auf drei Jahre angelegte Investition dient der Ausbildung und Ausrüstung von Gesundheitspersonal, um die Dienstleistungen für Gemeinden in einigen afrikanischen Ländern zu optimieren. Diese Art von Initiative leistet einen Beitrag zur Reduktion von Ungleichheiten in der globalen Gesundheitsversorgung sowie zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung in diesen Ländern.
Forschung und Entwicklung benötigter Produkte in der Pharmaindustrie
Die Erforschung und Entwicklung von Produkten, die speziell in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen benötigt werden, sind für den Abbau der Ungleichheiten in der Gesundheitsversorgung weltweit von entscheidender Bedeutung. Gemäß Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) besteht noch immer ein dringender Handlungsbedarf hinsichtlich der Bekämpfung von 19 vernachlässigten Tropenkrankheiten (Neglected Tropical Diseases, NTDs), zu denen unter anderem die lymphatische Filariose, die Onchozerkose (Flussblindheit), das Trachom, bodenübertragene Helminthiosen (SHT) sowie die Bilharziose zählen. Um diesen Kampf zu gewinnen, investiert die pharmazeutische Industrie in die Entwicklung neuer Behandlungsmethoden für diese Arten von Krankheiten. Derzeit führen 15 verschiedene Pharmaunternehmen Forschungs- und Entwicklungsprojekte zu 14 Arten von NTDs durch. Als Beispiele seien hier Sanofi mit der Entwicklung von Fexinidazol zur Bekämpfung der Schlafkrankheit, Takeda mit der Investition in Denvax, einem tetravalenten Dengue-Lebendimpfstoff, und Bayer mit Lampit® zur Bekämpfung der Chagas-Krankheit bei Kindern genannt (IFPMA, 2020).
Investitionen in lokale Innovation und wissenschaftliche Zusammenarbeit
Die Förderung von Wissenschaft, Technologie und Innovation stellt einen essenziellen Faktor für die Entwicklung von Gesellschaften dar. Dabei können Pharmaunternehmen eine wesentliche Rolle einnehmen. Im Jahr 2018 war der pharmazeutische Industriesektor in Brasilien einer der Sektoren, welcher am stärksten in Innovationen investierte. Unter Berücksichtigung qualitativer und quantitativer Indikatoren lässt sich feststellen, dass der Sektor die besten Praktiken für das Innovationsmanagement anwandte und den größten Anteil des Nettoeinkommens in lokale Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten (F&E) investierte. Die Klassifizierung der Sektoren erfolgte anhand von fünf Säulen: Innovationsabsicht, Innovationsanstrengungen, erzielte Ergebnisse, Marktbewertung sowie lokale Wissensgenerierung bildeten die Grundlage für die Erstellung einer Rangliste, in der Unternehmen wie Novartis und Roche unter den fünf besten zu finden waren (Valor inovacao, 2019).
Des Weiteren haben Pharmaunternehmen spezifische Formen öffentlich-privater Partnerschaften (public-private partnerships, PPP) etabliert, welche darauf abzielen, die wissenschaftliche Kooperation in Entwicklungsländern zu intensivieren. Als Beispiel kann hier die Initiative „Trust in Science“ von GSK angeführt werden. Die durch das Programm bereitgestellten Mittel ermöglichten es lokalen Spitzeninstituten, eine patientenorientierte Forschung zu entwickeln, welche sich mit der Behandlung relevanter Krankheiten befasst und somit den Bedürfnissen der lokalen Gemeinschaft gerecht wird. Das Programm wurde erstmals im Jahr 2011 in Brasilien und Argentinien implementiert, bevor es zwischen 2013 und 2015 auf Uganda, Kenia und Tansania ausgedehnt wurde. Im Jahr 2019 erfolgte schließlich die Einführung in Indien.
Die Förderung von Gesundheitssystemen und der Zugang zu Medikamenten in Entwicklungsländern stellen wesentliche Instrumente zur Reduktion von Ungleichheiten sowie zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung dar. Pharmaunternehmen spielen dabei eine entscheidende Rolle und haben in nachhaltige Lösungen investiert, beispielsweise in öffentlich-private Partnerschaften zur Verringerung von Ungleichheiten im globalen Gesundheitswesen, in die Forschung und Entwicklung von benötigten Produkten zur Behandlung und Prävention lokaler Krankheiten sowie in Investitionen in lokale Innovation und wissenschaftliche Kooperationen, um eine nachhaltige Entwicklung in diesen Ländern zu fördern. Wir bei Alcimed sind der Überzeugung, dass die genannten Maßnahmen von entscheidender Bedeutung sind, um die Gesundheit der Bevölkerung zu fördern und das soziale Wohlergehen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen zu verbessern.
Über die Autorin,
Jessica, Consultant in Alcimeds Healthcare Team in Belgien