Was ist Endometriose und welche Symptome gibt es?
Endometriose ist eine Erkrankung, bei der Gewebe, das dem Inneren der Gebärmutter (Endometrium) ähnelt, Läsionen außerhalb der Gebärmutter bildet. In der Regel tritt die Erkrankung an den Eierstöcken, den Eileitern sowie dem Peritoneum auf. In seltenen Fällen zeigt sich Endometrium-ähnliches Gewebe zudem auf dem Zwerchfell und der Lunge. Die Läsionen können im Rahmen des hormonellen Zyklus wachsen und bluten, was zu Infektionen und Narbenbildung führen kann. Die Mehrheit der an Endometriose erkrankten Frauen ist von starken, lähmenden, chronischen Schmerzen betroffen. In einigen Fällen kann die Erkrankung zu Unfruchtbarkeit führen.
Unerfüllter Bedarf an Endometriose-Frühdiagnose und -Behandlung: geprägt von Stigmatisierung und medizinischer Voreingenommenheit
Die Erkrankung wird häufig nicht adäquat diagnostiziert, wobei die Symptome oftmals als Überdramatisierung der normalen Regelschmerzen abgetan werden. Da die Symptome wie Schmerzen oder Müdigkeit eher vage und relativ subjektiv sind, berichten die Patientinnen häufig, dass sie sich von ihrem Arzt nicht gehört oder verstanden fühlen und die Symptome als „Einbildung“ abtun. Dies verlängert den frustrierenden Weg, den viele Frauen gehen müssen, um eine Diagnose zu erhalten, wie Studien im Vereinigten Königreich zeigen. Diese kamen zu dem Schluss, dass Betroffene durchschnittlich 7,5 Jahre warten mussten, bevor sie von Ärzten Antworten auf ihre Symptome und eine Endometriose-Diagnose erhielten.
Die späte Diagnose stellt für die Patientin eine extreme Belastung dar, zudem erhöht sich das Risiko der Unfruchtbarkeit. Dies unterstreicht die dringende Notwendigkeit einer schnellen und zuverlässigen Diagnose, um das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen. Die Erkrankung hat zudem sozioökonomische Auswirkungen, die über die individuellen Konsequenzen hinausgehen. Betroffene Frauen sind möglicherweise nicht in der Lage, zu arbeiten oder zu studieren. Selbst nach der Diagnose kann der Umgang mit der Krankheit und das Leben mit ihr schwierig sein, da es derzeit keine Heilung für Endometriose gibt.
Bei dieser Indikation manifestiert sich die medizinische Voreingenommenheit gegenüber Frauen sowie die geschlechtsspezifische Diskrepanz in der Gesundheitsfürsorge in besonders evidenter Weise. Dies ist vor allem vor dem Hintergrund zu betrachten, dass Frauen und Angehörige der Gesundheitsberufe erst jetzt beginnen, über diese Problematik zu sprechen und die Schwere, Komplexität und Realität der Erkrankung zu erkennen.
Obwohl sich die Situation in den vergangenen Jahren bereits verbessert hat, ist das Bewusstsein für die Erkrankung nach wie vor relativ gering. Selbst bei diagnostizierter Endometriose ist für viele Ärzte die adäquate Behandlung und Kontrolle der Erkrankung eine Herausforderung. Von noch größerer Bedeutung ist, dass viele Patientinnen nicht wissen, dass sie an Endometriose erkrankt sind. Zudem ist für viele Frauen die reproduktive Gesundheit und insbesondere die Menstruationsgesundheit immer noch mit einem Stigma behaftet, was dazu führt, dass sie im Stillen leiden.
Die hohe Inzidenz und die schwerwiegende Pathologie der Endometriose lassen die Frage aufkommen, ob die Pathogenese und der Ursprung der Krankheit bereits hinreichend erforscht wurden, um letztendlich eine langfristig wirksame Behandlung mit Heilungschance zu finden. Die chirurgische Entfernung der Läsionen kann zwar die Schmerzen lindern und die Fruchtbarkeit verbessern, allerdings ist eine vollständige Resektion der Läsionen schwierig und häufig verbleibt Gewebe im Körper oder die Läsionen kehren zurück, sodass sich die Frauen mehreren Operationen unterziehen müssen.
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Ausblick: Kann die Endometriose-Behandlung bald besser werden?
Bessere Überwachung von Endometriose mittels mHealth
Die Entwicklung mobiler Gesundheitslösungen (mobile Health, mHealth) zur Unterstützung von Patientinnen mit Endometriose zeigt Fortschritte. Apps wie Phendo oder MyEndoApp wurden entwickelt, um die Schmerzbehandlung und die Nachsorge von Endometriose-Patientinnen zu unterstützen. Einige Apps sammeln sogar anonyme Patientendaten, was die Forschung in diesem Bereich vereinfacht.
Neue Behandlungsmöglichkeiten für Endometriose
Ein weiterer vielversprechender Ansatz zur Unterstützung von Endometriose-Patientinnen ist die Verwendung von mit Farbstoffen beladenen Nanopartikeln. Diese werden derzeit von Forschern der Oregon State University in in-vitro Studien getestet. Sollte sich diese Technologie beim Menschen als wirksam erweisen, könnte sie zwei Bedürfnisse erfüllen, die derzeit bei der Behandlung von Endometriose bestehen, nämlich als bildgebendes Verfahren und als Wegweiser bei der Entfernung der Läsionen. Die fluoreszierenden Partikel ermöglichen die Detektion der Läsionen, während die photothermische Ablation eine vollständige Zerstörung derselben gewährleistet. Obgleich dieser Ansatz noch in den Kinderschuhen steckt und vor der Markteinführung noch viel Entwicklungsarbeit zu leisten ist, gibt er vielen Frauen auf der ganzen Welt Hoffnung, die endlich Gehör gefunden haben.
Trotz der erzielten Fortschritte ist es noch ein weiter Weg, um das Bewusstsein und die Anerkennung zu erhöhen und schließlich neue Behandlungsmöglichkeiten für Endometriose zu schaffen, welche die Lebensqualität so vieler Frauen auf der ganzen Welt beeinträchtigt. Prominente und Endometriose-Befürworterinnen haben wesentlich dazu beigetragen, das Bewusstsein für diese Erkrankung zu schärfen und einen Paradigmenwechsel herbeizuführen, der Frauen dazu ermutigt, über ihre Menstruations- und Reproduktionsgesundheit zu sprechen. Alcimed wird Sie über die neuesten Entwicklungen auf dem Laufenden halten und Ihnen Einblick in die innovativen Ansätze geben, die dazu beitragen, diese Lücke zu schließen und die medizinische Voreingenommenheit gegenüber Frauen zu überwinden. Entdecken Sie mehr zu unsere Arbeit im Bereich Technologie-Scouting und der Verbesserung des Patientenpfads.
Über die Autorin,
Alina, Consultant in Alcimeds Life Sciences Team in Deutschland