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Wie der medizinische 3D-Druck die Forschung und Entwicklung in der Pharma- und Biotech-Branche revolutionieren kann

Veröffentlicht am 31 Oktober 2024 Lesen 25 min

3D-Druck – auch bekannt als additive Fertigung – hat sich weit über seine ursprünglichen Anwendungsfelder hinaus entwickelt. Diese revolutionäre Technologie erstellt dreidimensionale Objekte Schicht für Schicht basierend auf einem digitalen Modell. Zunächst vor allem für die Herstellung von Prototypen und komplizierten Strukturen genutzt, setzt sich der 3D-Druck nun auch im Gesundheitswesen durch. In diesem Artikel analysieren wir von Alcimed die vielfältigen Auswirkungen des 3D-Drucks auf Innovationen in der Arzneimittelforschung, personalisierte Medizin und auf die Optimierung der pharmazeutischen Forschung.

3 Bereiche, in denen der medizinische 3D-Druck ein Katalysator für Innovationen ist

Bereich Nr. 1: Beschleunigung von Prototyping und Design

Die Möglichkeit, durch 3D-Druck Prototypen schnell herzustellen, verändert die Arzneimittelentwicklung. Einfache Entwürfe können innerhalb weniger Stunden gedruckt werden und komplexere Strukturen können innerhalb von ein oder zwei Tagen hergestellt werden. Dieses Rapid Prototyping ermöglicht schnellere Design-Iterationen, so dass die Forscher ihre Hypothesen rasch testen und verfeinern können.

Bereich Nr. 2: Anpassung und Personalisierung von Geräten

Einer der Hauptvorteile des 3D-Drucks ist die Möglichkeit, an die Patienten angepasste Geräte und personalisierte Darreichungsformen zu entwickeln. Diese Personalisierung ist besonders wichtig bei der Entwicklung von Arzneimitteln, da Patienten sehr unterschiedlich auf Medikamente ansprechen können. Der 3D-Druck ermöglicht es, personalisierte Systeme zur Verabreichung von Medikamenten und Formulierungen zu entwickeln, welche auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten zugeschnitten sind. Das kann bei der Planung und Durchführung klinischer Studien von Vorteil sein. FabRx ist ein Beispiel dafür mit seiner Printlets®-Technologie, die es ermöglicht, Medikamente individuell zu dosieren und sie an die individuellen Bedürfnisse des Patienten anzupassen.

Bereich Nr. 3: Einsatz innovativer Materialien und Technologien für Medikamententests

Die große Auswahl an Materialien, welche für den 3D-Druck zur Verfügung stehen, erleichtert das Experimentieren mit Substanzen, die den in realen Herstellungsprozessen verwendeten Substanzen sehr ähnlich sind. Diese innovativen Materialien bieten neue Möglichkeiten für Medikamententests und ermöglichen es den Forschern, reale Bedingungen genauer zu simulieren. Dazu gehört auch der Einsatz verschiedener Technologien wie zum Beispiel pulverbasierter und extrusionsbasierter Systeme, um neue Verfahren zur Verabreichung von Arzneimitteln zu entwickeln und deren Bioverfügbarkeit zu verbessern.

Bioprinting: Beispiele von Pionierunternehmen

Einer der spannendsten Fortschritte liegt im Bereich des Bioprinting. Im Gegensatz zum herkömmlichen 3D-Druck werden beim Bioprinting lebende Zellen zur Herstellung von Gewebe und sogar Organen verwendet. Dieser Durchbruch hat enorme Auswirkungen auf die regenerative Medizin und die personalisierte Medizin und bietet vielversprechende Lösungen für Organtransplantationen und Tissue Engineering.

Carcinotech: Nachbildung der Mikroumgebung von Tumoren

Im aufstrebenden Bereich des Bioprinting setzen Unternehmen wie Carcinotech neue Maßstäbe für Innovationen. Die Carcino3D-Technologie von Carcinotech basiert auf der Nachbildung der Tumormikroumgebung (TMU) und nutzt 3D-Bioprinting zur Herstellung lebender Tumormodelle. Dieser Ansatz zielt darauf ab, echte Tumore genauer abzubilden, und ermöglicht so bessere Medikamententests und die Weiterentwicklung der personalisierten Medizin.

Prellis Biologics‘: Bewältigung der Herausforderungen in der immunologischen Arzneimittelforschung

Die Entwicklung herkömmlicher immunologischer Modelle dauert oft Monate und ist nicht immer mit automatisierten Systemen kompatibel. 3D-gedruckte Modelle können eine Lösung dafür darstellen. In seiner EXISTM-Plattform verwendet Prellis Biologics Blutzellen von Spendern und maschinelles Lernen, um mit Bioprinting Lymphknoten-Organoide (LNOTM) zu entwickeln, die bei der Entdeckung von Antikörpern mit hohem therapeutischem Potenzial helfen. Fortschritte dieser Art könnten das Wirkstoffscreening revolutionieren, indem sie es kosteneffizienter machen und aussagekräftige Ergebnisse in Bezug auf die spätere reale Anwendung liefern.

Poietis: Personalisierte Gewebemodelle

Ein weiteres führendes Unternehmen, Poietis, ist auf die Herstellung komplexer Gewebemodelle mithilfe lasergestützter Bioprinting-Technologie spezialisiert. Poietis konzentriert sich auf die personalisierte Medizin und entwickelt patientenspezifische Gewebemodelle für Medikamententests und die regenerative Medizin und verbessert so die Genauigkeit von Medikamententests und die Entwicklung personalisierter Behandlungen.

Vorteile des medizinischen 3D-Drucks in der Medizintechnik

Neben der Entwicklung von Medikamenten erweist sich die additive Fertigung auch im Bereich der Herstellung von Medizingeräten als revolutionär. Die Integration von Prozessen der additiven Fertigung wie dem 3D-Druck kann eine Antwort auf Herausforderungen in Bezug auf Geschwindigkeit, Kosten und Qualität darstellen.

Beschleunigung der Entwicklung & geringere Abhängigkeit

Schnelligkeit ist bei der Herstellung von Medizingeräten von entscheidender Bedeutung, insbesondere bei patientenspezifischen Produkten. Die schnellen Produktionsmöglichkeiten der additiven Fertigungsverfahren beschleunigen die Entwicklung, verringern die Abhängigkeit von externen Zulieferern und verbessern die Gesamteffizienz der Lieferkette für Medizingeräte.

Niedrigere Produktionskosten

Kostenerwägungen sind in der Medizingeräteindustrie von größter Bedeutung. Additive Fertigung bietet kostensparende Vorteile, indem es Materialabfälle minimiert, Designflexibilität bietet und die Abhängigkeit von teuren Werkzeugen und Gussformen verringert. Die Verlagerung der additiven Fertigung ins eigene Unternehmen trägt außerdem zur Kostenkontrolle und Optimierung der Produktionsprozesse bei.

Hochwertige medizinische Geräte für mehr Zuverlässigkeit

Die Einhaltung strenger Qualitätsstandards ist in der Medizinbranche unerlässlich. Kontrollierte und validierte additive Fertigungsverfahren in Verbindung mit Echtzeit-Überwachungstechnologien gewährleisten Wiederholbarkeit und Zuverlässigkeit im Fertigungsprozess. Dies ist besonders wichtig für medizinische Geräte, bei denen Präzision und Einheitlichkeit nicht verhandelbar sind.


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Die Zukunft des medizinischen 3D-Drucks und die symbiotische Entwicklung im Gesundheitswesen

Die 3D-Drucktechnologie entwickelt sich weiter und ihre symbiotische Entwicklung mit dem Gesundheitswesen ist sehr vielversprechend. Die Möglichkeit, patientenspezifische Medikamente und Geräte herzustellen, komplizierte biologische Strukturen nachzubilden und den Entwicklungsprozess zu beschleunigen, stellt einen grundlegenden Wandel im Gesundheitswesen dar.

Die bahnbrechende Arbeit von Unternehmen wie Carcinotech, Prellis Biologics oder Poietis veranschaulicht das Potenzial des 3D-Drucks zur Bewältigung der Herausforderungen in der medizinischen Forschung und der Arzneimittelentwicklung. Von maßgeschneiderten Arzneimitteltests bis hin zur Erstellung von 3D-gedruckten Tumoren zur Verbesserung der Präzision – die Nutzung von Bioprinting im Gesundheitswesen eröffnet neue Horizonte in der Präzisionsmedizin.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der 3D-Druck das Potenzial hat, das Gesundheitswesen grundlegend zu verändern, indem er Innovationen in Forschung und Entwicklung vorantreibt. Da die Technologie immer besser wird, steht die Pharma- und Biotechnologiebranche an der Schwelle zu einer neuen Ära, in der personalisierte Medizin, effiziente Medikamenten- und Geräteentwicklung und bahnbrechende Entdeckungen möglich sind. Die Teams von Alcimed können Sie bei Ihren Projekten in diesen Bereichen begleiten. Zögern Sie nicht, unser Team zu kontaktieren!


Über die Autorin, 

Lisa, Senior Consultant in Alcimeds Life Sciences Team in Deutschland

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