Welche Symptome haben Menschen mit Multipler Sklerose?
Zu den häufigsten Symptomen der Multiplen Sklerose gehören Müdigkeit, Sehstörungen, Taubheit und Kribbeln in den Extremitäten, Muskelkrämpfe, Bewegungseinschränkungen und Schmerzen.
Die geschätzte Zahl der Menschen mit Multipler Sklerose ist seit 2013 in allen Regionen der Welt angestiegen. Im Jahr 2020 lag die MS-Prävalenz bei ca. 35 pro 100.000 Menschen. Der Anstieg der Prävalenz ist vermutlich auf eine frühere und verbesserte Diagnose und ein längeres Überleben der MS-Patienten zurückzuführen. Frauen erscheinen häufiger an der Multiplen Sklerose zu erkranken als Männer, denn aktuelle Zahlen zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit an Multipler Sklerose zu erkranken, bei Frauen doppelt so hoch ist wie bei Männern und in einigen Ländern sogar 4:1 beträgt.
Der Verlauf der Multiplen Sklerose ist sehr unvorhersehbar und bei jedem Patienten individuell. Zu den häufigsten Symptomen der Multiplen Sklerose gehören Müdigkeit, Sehstörungen, Taubheit und Kribbeln in den Extremitäten, Muskelkrämpfe, Bewegungseinschränkungen und Schmerzen.
Bei rund 85% aller MS-Patienten wird zunächst ein schubförmiger remittierender Verlauf der Krankheit (relapsing remitting MS, RRMS) diagnostiziert, bei welchem die Patienten über einen kurzen Zeitraum neurologische Symptome erleben, auf welche eine symptomfreie Zeit folgt. Patienten mit RRMS erholen sich in der Regel zwischen zwei Schüben ganz oder teilweise. Weitere Formen der Multiplen Sklerose sind die primär progrediente (primary progressive MS, PPMS) und sekundär progrediente Multiple Sklerose (secondary progressive MS, SPMS). PPMS ist weniger häufig und betrifft etwa 10-15% aller MS-Patienten und zeigt sich typischerweise durch beeinträchtigte neurologische Funktionen und fortschreitende Verschlechterung. Da sie nicht schubförmig verläuft, kann es nur zu leichten, aber nicht zur vollständigen Verbesserung kommen. SPMS wird auch als das Fortgeschrittene Stadium der RRMS bezeichnete, das ca. 50% aller MS-Patienten innerhalb der ersten 10 Jahre nach Erstsymptomatik entwickeln. Hierbei nehmen die Beschwerden kontinuierlich zu und einzelne Schübe werden seltener.
Zum heutigen Zeitpunkt ist Multiple Sklerose nicht heilbar. Trotz Behandlung werden sich die MS-Symptome bei den meisten Patienten im Laufe der Zeit allmählich verschlimmern. Die derzeitige Behandlung von Multipler Sklerose konzentriert sich somit hauptsächlich auf die Verbesserung der Lebensqualität der Patienten durch die Verringerung der MS-Symptome, der Behandlung von Schüben oder Therapien, die einen Schwerpunkt auf Immunmodulation legen, um das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen.
Mögliche Ursachen der Multiplen Sklerose: Ist das Epstein-Barr-Virus schuld?
Forscher haben bereits um die 230 Gene identifiziert, welche zum MS-Risiko beitragen können und auch ein Zusammenhang zwischen bestimmten Virus-Erkrankungen und der Multiplen Sklerose wird als sehr wahrscheinlich angesehen.
Forscher vermuten, dass die Ursache für Multiple Sklerose zum Teil von genetischen Faktoren und zum Teil von Umweltfaktoren abhängig ist. Bekannte Beispiele für Risikofaktoren sind unteranderem ein Mangel an Sonnenlicht oder Vitamin D (Calciferol), Rauchen und Übergewicht bei Jugendlichen. Zudem haben Forscher bereits um die 230 Gene identifiziert, welche zum MS-Risiko beitragen können und auch ein Zusammenhang zwischen bestimmten Virus-Erkrankungen und der Multiplen Sklerose wird als sehr wahrscheinlich angesehen.
Im Februar 2022 wurde eine große Studie veröffentlicht, in welcher untersucht wurde, ob es einen Zusammenhang zwischen Multipler Sklerose und dem Epstein-Barr-Virus gibt. Forscher analysierten dafür Blutproben, welche zwischen 1993 und 2013 Soldaten entnommen worden waren. Die Studie zeigte, dass Personen, welche mit dem EBV infiziert waren, ein 32-mal höheres Risiko hatten, an Multipler Sklerose zu erkranken, als Personen, die nie mit EBV infiziert waren. Es ist wichtig hervorzuheben, dass eine Infizierung mit EBV allein nicht ausreicht, um Multiple Sklerose auszulösen: 9 von 10 Menschen infizieren sich im Laufe ihres Lebens mit EBV, die meisten Infektionen verlaufen allerdings symptomlos und nur sehr wenige erkranken tatsächlich an Multipler Sklerose.
Die zuvor bereits erwähnte Studie beschreibt einen epidemiologischen Zusammenhang zwischen EBV und MS, bei der die pathologische Rolle des EBV jedoch unklar bleibt. Forscher haben aber bereits erste Erklärungsansätze entwickelt und es wird vermutet, dass bei einer EBV-Infektion die B-Zellen des menschlichen Immunsystems anfangen, Antikörper gegen das EBNA1 Protein zu produzieren. Dieses Protein hat einige strukturelle Ähnlichkeiten mit einem Protein des zentralen Nervensystems (GlialCAM) und die Vermutung liegt nah, dass die produzierten Antikörper sowohl an EBNA1 als auch an GlialCAM binden und so einen Angriff auf das ZNS auslösen können. Studien haben gezeigt, dass etwa einer von vier MS-Patienten diese spezifischen Antikörper in sich trägt. Diese Erklärung liefert uns ein mechanistisches Bindeglied für den Zusammenhang zwischen MS und EBV und könnte somit als Leitfaden für die Entwicklung neuer MS-Therapien dienen. Vor diesem Hintergrund stellt sich für viele Menschen die Frage: Kann man sich gegen EBV impfen lassen?
Kann man sich gegen das Epstein-Barr-Virus impfen lassen?
Es sind derzeit drei EBV-Impfstoffe in der Pipeline.
Da EBV auch mit bestimmten Krebsarten in Verbindung gebracht wird, interessieren sich Forscher bereits seit längerer Zeit für die Entwicklung eines Impfstoffes. Allerdings schien die Entwicklung eines solchen Impfstoffes lange Zeit als nicht wirtschaftlich vertretbar, da die Forschungs- und Entwicklungskosten zu hoch waren. Die Entwicklung des ersten mRNA-Impfstoffes im Rahmen der SARS-Cov19-Pandemie könnte den laufenden Aktivitäten neuen Schwung verleihen. Nach Jahren mit nur geringen Fortschritten sind derzeit drei EBV-Impfstoffe in der Pipeline. So befindet sich z. B. ein EBV-Impfstoff der Firma Moderna momentan in Phase I der klinischen Prüfung.
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Es ist nicht zu erwarten, dass ein Impfstoff zur Vorbeugung von Multipler Sklerose in naher Zukunft allen Heranwachsenden verabreicht werden kann, da sich fast alle Menschen im Laufe ihres Lebens mit EBV infizieren und nur wenige an der Multiplen Sklerose erkranken. Ein großes Hindernis besteht darin, dass eine große und langfristige Studie erforderlich ist, um die Wirksamkeit des EBV-Impfstoffes gegen Multiple Sklerose nachzuweisen. Außerdem muss zusätzlich noch erforscht werden, ob der Impfstoff eine vollständige Immunität verleihen muss (so dass der Virus nicht mehr an menschliche Zellen bindet) oder ob es ausreicht, die Schwere der Infektion zu begrenzen, um das Risiko einer Erkrankung an Multipler Sklerose zu verringern. Alcimed verfolgt die rasanten Entwicklungen auf dem Gebiet der seltenen Erkrankungen und unterstützt Sie gerne bei Ihren Projekten zu diesen Fragen. Zögern Sie nicht, unser Team zu kontaktieren!
Über die Autorin,
Hannah, Consultant in Alcimeds Healthcare Team in Deutschland